Wie stellt der Arzt oder die Ärztin bei Betroffenen die Diagnose?
Menschen mit erhöhten Cholesterinwerten haben in der Regel keine Beschwerden. Das macht eine frühzeitige Diagnose schwer. Die familiäre Hypercholesterinämie wird meist erst diagnostiziert, wenn es schon zu Folgeerkrankungen wie einem Herzinfarkt gekommen ist1. Dennoch gibt es einige Kriterien, die Ärzten und Ärztinnen bei der Diagnose der Fettstoffwechselerkrankung helfen.

iStock-924365084_BrianAJackson
Zur Diagnosestellung ist die familiäre Vorgeschichte des Patienten oder der Patientin wichtig. Im Rahmen einer sogenannten Anamnese erfragt der Mediziner oder die Medizinerin verschiedene Informationen, etwa ob Verwandte ersten Grades mit einer frühzeitigen Koronar- oder Gefäßerkrankung leben. Frühzeitig bedeutet, dass Männer vor dem 55. Lebensjahr derartige Erkrankungen wie einen Herzinfarkt erlitten haben1, 2. Bei Frauen gilt ein Auftreten vor dem 60. Lebensjahr als frühzeitig1, 2. Darüber hinaus erfassen Ärzte und Ärztinnen zur Diagnose die klinische Vorgeschichte und erfragen, ob beispielsweise eine frühzeitige koronare Herzkrankheit vorliegt. Patienten und Patientinnen werden zudem auf mögliche Symptome wie einen Arcus lipoides corneae, der vor dem 45. Lebensjahr auftritt, und Xanthome untersucht1, 2. Xanthome sind knotenförmige Fettablagerungen in der Haut, die beispielsweise an der Achillessehne auftreten. Beim Arcus lipoides corneae zeigt sich ein weißlicher Ring in der Hornhaut beider Augen, ausgelöst durch Lipidablagerungen. Von besonderer Bedeutung ist auch die Bestimmung des LDL-Cholesterinspiegels. Ein LDL-Cholesterinwert bei Erwachsenen, der über 190 mg/dl (4,9 mmol/l) liegt, kann auf eine familiäre Hypercholesterinämie hindeuten1. Bei Kindern legt ein Wert von mehr als 150 mg/dl (3,9 mmol/l) LDL-Cholesterin die Fettstoffwechselstörung nahe1.
Bei Verdacht auf eine familiäre Hypercholesterinämie veranlasst Ihr Arzt oder Ihre Ärztin außerdem einen Gentest. Die Identifizierung einer ursächlichen genetischen Mutation bestätigt die klinische Diagnose.
Wenn eine familiäre Hypercholesterinämie festgestellt wurde, spricht der Mediziner oder die Medizinerin mit Ihnen auch über vorliegende Erkrankungen, die Einnahme von Medikamenten und Ernährungsgewohnheiten. Anschließend verordnet er oder sie eine entsprechende Behandlung. Um den Cholesterinspiegel zu senken, sind zusätzlich zu einer Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und weiteren Lebensstilanpassungen zur Behandlung der familiären Hypercholesterinämie Medikamente notwendig.
Diagnose Hypercholesterinämie: Der Arztfinder der Lipid-Liga
Fettstoffwechselstörung? Finden Sie Fachärzte und Fachärztinnen in Ihrer Nähe.
Familiär bedingt hohes LDL-Cholesterin? FH-Selbsttest
Erfahren Sie mit diesem Test, wie wahrscheinlich eine familiäre Hypercholesterinämie bei Ihnen ist.
Sekundäre Hypercholesterinämie und gemischte Hyperlipidämie
Lernen Sie weitere Formen von Fettstoffwechselstörungen kennen wie die gemischte Hyperlipidämie.
Quellen
1. Familiäre Hypercholesterinämie: Entwicklungen in Diagnostik und Behandlung. https://www.aerzteblatt.de/archiv/161185/Familiaere-Hypercholesterinaemie#:~:text=In%20den%20meisten%20europ%C3%A4ischen%20L%C3%A4ndern,Myokardinfarkten%20(7%2C%208). zuletzt aufgerufen am 08.04.2022.
2. 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk: The Task Force for the management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC) and European Atherosclerosis Society (EAS). https://academic.oup.com/eurheartj/article/37/39/2999/2414995, zuletzt aufgerufen am 08.04.2022.