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Die familiäre Hypercholesterinämie ist erblich bedingt. Wir erklären, welche verschiedenen Genmutationen der Erkrankung zugrunde liegen können.

Bei Menschen mit einer familiären Hypercholesterinämie ist das LDL-Cholesterin erhöht. Ursache sind verschiedene Gendefekte. Die Fettstoffwechselstörung ist damit eine erblich bedingte Erkrankung. Verantwortlich können verschiedene Mutationen sein, also dauerhafte und vererbbare Veränderungen der genetischen Information des Organismus. Von der Veränderung betroffen sind in der Regel das LDL-Rezeptor-, das Apolipoprotein-B-100- und das PCSK9-Gen1. Patienten und Patientinnen bilden auf ihren Zellen zu wenig funktionsfähige LDL-Rezeptoren aus, sodass die LDL-Aufnahme gestört ist2. Das führt zu einer zwei- bis dreifachen Erhöhung des LDL-Cholesterins im Blut und löst eine Atherosklerose aus3. Es kommt unter anderem zur krankhaften Einlagerung von Fetten in die Wand der Blutgefäße. Wir erläutern die verschiedenen genetischen Veränderungen.

Zwei Frauen stehen am Strand
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1. Mutation im LDL-Rezeptor-Gen 

In 85 bis 90 Prozent der Fälle ist die Ursache der familiären Hypercholesterinämie eine Mutation im Gen des LDL-Rezeptors (kurz: LDL-R)4. LDL-Rezeptoren sitzen auf Zellen der Leber und haben im menschlichen Körper die Aufgabe, LDL-Cholesterin aus dem Blut aufzunehmen. Ein Gendefekt im LDL-Rezeptor-Gen führt jedoch dazu, dass weniger funktionsfähige LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen vorhanden sind. In der Folge steigt der LDL-Cholesterinspiegel im Blut. 

2. Mutation im Apolipoprotein-B-100-Gen 

Auch genetische Defekte des Apolipoprotein-B-100-Gens können Ursache der Fettstoffwechselstörung familiäre Hypercholesterinämie und erhöhter LDL-Cholesterinspiegel sein. Apolipoprotein B sorgt im gesunden Zustand dafür, dass LDL-Cholesterin aus dem Blut an LDL-Rezeptoren der Leberzellen binden kann: Das LDL-Cholesterin wird in die Leberzellen aufgenommen und abgebaut, und der Rezeptor kehrt an die Zelloberfläche zurück. Durch die Mutation im Apolipoprotein-B-100-Gen ist die Bindung zwischen LDL-Cholesterin und LDL-Rezeptor jedoch gestört: Das LDL-Cholesterin kann nicht mehr so stark an den Rezeptor binden und wird damit langsamer aus dem Blut entfernt5. Das hat einen erhöhten LDL-Cholesterinspiegel zur Folge. 

3. Mutation im PCSK9-Gen 

Bei dieser Mutation verursachen genetische Veränderungen im Gen Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (kurz: PCSK9-Gen) die familiäre Hypercholesterinämie. Diese genetische Veränderung ist eine seltene Ursache der Fettstoffwechselstörung. Das Enzym PCSK9 ist dafür verantwortlich, dass LDL-Rezeptoren, nachdem sie LDL-Cholesterin gebunden haben, abgebaut werden. Das Enzym sorgt in der Folge dafür, dass weniger LDL-Rezeptoren an der Oberfläche der Leberzellen zur Verfügung stehen: Es kann weniger LDL-Cholesterin gebunden werden, der LDL-Cholesterinwert im Blut steigt. Eine Mutation am PCSK9-Gen kann die Aktivität des Enzyms erhöhen und zu einem verstärkten Abbau der LDL-Rezeptoren und somit zu einem erhöhten LDL-Cholesterinspiegel führen. 

Alle oben genannten genetischen Ursachen werden autosomal dominant vererbt6. Das bedeutet, dass schon ein verändertes Gen, das von einem der beiden Elternteil vererbt wurde, ausreicht, um an einer familiären Hypercholesterinämie zu erkranken. Betroffene vererben das veränderte Gen in 50 Prozent der Fälle an einen Nachkommen. Das Krankheitsbild unterscheidet sich bei diesen drei bekannten Ursachen nicht. 

Familiäre Hypercholesterinämie: Heterozygote und homozygote Form 

Je nach Art der Vererbung werden bei der familiären Hypercholesterinämie zwei Formen unterschieden. 

1. Bei der heterozygoten Form der familiären Hypercholesterinämie vererbt nur ein Elternteil die Genmutation weiter. Bei den meisten Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie ist ein Gen betroffen. Die heterozygote Form tritt bei einer von 200 bis 250 Personen auf und betrifft in Deutschland Schätzungen zufolge bis zu 426.000 Menschen7, 8*. Das kardiovaskuläre Risiko ist bei Betroffenen zehnfach erhöht7, 8. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie eine koronare Herzerkrankung können schon vor dem 55. Lebensjahr auftreten7

2. Bei Betroffenen mit der homozygoten Form wurde das defekte Gen von beiden Eltern weitergegeben. Die homozygote familiäre Hypercholesterinämie ist sehr selten und tritt bei einer Millionen Geburten durchschnittlich nur einmal auf9. In Deutschland sind vermutlich 83 Menschen betroffen7,8*. Der LDL-Cholesterinwert der Betroffenen ist sehr stark erhöht. Unbehandelt können sie schon vor dem 20. Lebensjahr an Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkranken – sogar im Kindesalter3. Bereits in frühester Kindheit sind tödliche Herzinfarkte möglich4.

Die Vererbung der FH grafisch dargestellt
Novartis

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Quellen

1. Mutations in PCSK9 cause autosomal dominant hypercholesterolemia., https://bio.as.uky.edu/sites/default/files/Mutations%20in%20PCSK9.pdf, zuletzt aufgerufen am 13.04.2022. 
2. Hypercholesterinämie. https://flexikon.doccheck.com/de/Hypercholesterinämie, zuletzt aufgerufen am 13.04.2022. 
3. Familiäre Hypercholesterinämie – Diagnose und Therapie. https://zlmsg.ch/wp-content/uploads/2019/02/2018_Familiaere_Hypercholesterinaemie_-_Diagnose_und_Therapie.pdf, zuletzt aufgerufen am 13.04.2022. 
4. Familiäre Hypercholesterinämie: Entwicklungen in Diagnostik und Behandlung. https://www.aerzteblatt.de/archiv/161185/Familiaere-Hypercholesterinaemie, zuletzt aufgerufen am 13.04.2022. 
5. Familiäre Hypercholesterinämie. https://www.nature.com/articles/nrdp201794, zuletzt aufgerufen am 13.03.2022. 
6. Hypercholesterolemia. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK459188/, zuletzt aufgerufen am 13.04.2022. 
7. Familial hypercholesterolaemia is underdiagnosed and undertreated in the general population: guidance for clinicians to prevent coronary heart disease: Consensus Statement of the European Atherosclerosis Society. https://academic.oup.com/eurheartj/article/34/45/3478/435928, zuletzt aufgerufen am 13.04.2022. 
8. 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk: The Task Force for the management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC) and European Atherosclerosis Society (EAS). https://academic.oup.com/eurheartj/article/41/1/111/5556353 , zuletzt aufgerufen am 13.04.2022.  
9. Was ist Familiäre Hypercholesterinämie? https://cholco.org/familiaere-hypercholesterinaemie/was-ist-fh/, zuletzt aufgerufen am 13.04.2022. 
* Berechnung basierend auf 83,17 Millionen Einwohnern (2019), https://de.statista.com/statistik/daten/studie/71085/umfrage/verteilung-der-einwohnerzahl-nach-bundeslaendern/, zuletzt aufgerufen am 13.04.22.